FIRMA LONDON in der Bleibtreustraße in Berlin-Charlottenburg ist einer der schönsten Vintage-Shops Berlins. Exklusive Möbel-Klassiker, ein individueller Look und der Mut, Farbe zu bekennen, ergeben den Mix, der den Namensbestandteil „London“ fast von selbst erklärt. Wir trafen Shop-Besitzerin Sandra Tietje zum Interview.
Im Jahr 2008 ziehen Sandra Tietje und Florian von Holstein aus London nach Berlin. „Florian arbeitete bereits in London mit Highclass-Vintage-Möbeln. Ich kam aus der Mode“, erzählt Sandra, während wir unsere bewundernden Blicke durch Räumlichkeiten schweifen lassen, die auch als Apartment aus einem Hochglanzmagazin durchgehen würden. „Im Gegensatz zur Mode-Branche, wo alles sehr schnelllebig zuging, blieben die Möbel, mit denen Florian arbeitete, immer aktuell und verloren nicht an Wert. Das faszinierte mich“, begründet sie ihren damaligen Entschluss, die Welt der Mode hinter sich zu lassen. Ein gemeinsamer Vintage-Möbel-Shop irgendwo in Berlin, das ist die einzige Vorgabe, die das Paar sich macht. „Damals spielte sich alles in Mitte ab. Aber wir ließen uns davon erstmal nicht beeinflussen und erliefen uns in stundenlangen Spaziergängen die ganze Stadt“, erinnert sich Sandra. Charlottenburg mit seiner großzügigen Architektur beeindruckt das Paar. Die Finanzkrise hat nicht nur im fernen London, sondern auch hier ihre Spuren hinterlassen: Viele Gewerbeflächen stehen leer. Die beiden entscheiden sich für die charmanten Räumlichkeiten unweit des Savignyplatzes. In den vergangenen Jahren hat hier ein großer Wandel stattgefunden. Rund um das Stilwerk in der Kantstraße findet man heute unzählige Einrichtungsgeschäfte. Bunt gemischt, für jeden Geschmack und jedes Budget ist etwas dabei.
„Was sich als wirkliches Erfolgskonzept herausstellte, war unser Mut, Farbe ins Spiel zu bringen“, berichtet die Shop-Besitzerin und deutet auf den gelb gepolsterten Warren Platner-Sessel im Schaufenster.Es ist ein Wagnis, das auf Aufmerksamkeit und Zustimmung stößt. „Oft haben die Möbel, wenn sie zu uns kommen, eine Aufpolsterung nötig. Dank meiner früheren Tätigkeit kenne ich mich gut mit Stoffen aus und wage auch gern mal etwas. Es begann mit Stühlen von Eero Saarinen, die wir knallrot polsterten“, sagt Sandra selbstbewusst. In den letzten Jahren stellen beide eine Entwicklung fest: „Die Deutschen werden mutiger, was einen individuellen Einrichtungsstil angeht. Man orientiert sich weniger an dem, was der Nachbar hat, sondern verlässt sich auch mal auf seinen eigenen Geschmack. Und, manch einer hat erkannt, dass ein Klassiker eine gute Wertanlage ist “, freut sich Sandra.
Seit einiger Zeit hat das Paar zudem einen Showroom in Kreuzberg. Der Raum ist ähnlich geschnitten, aber hat einen komplett anderen Look: Klinkersteine, alte Fenster, „Kreuzberg-Style“ eben. „Besonders spannend daran ist, dass man merkt, wie sehr der Raum die Erscheinung der Möbel beeinflusst. Alles wirkt anders, aber ebenso großartig“, bemerkt Sandra mit leuchtenden Augen, die die Leidenschaft verraten, die FIRMA LONDON zu einem der schönsten Einrichtungsläden der Stadt hat werden lassen.