Heute erscheint Sarah Maria Besgens Katalog WORLD WIDE POLAROID beim Verlag der Galerie Carpentier. In einer gleichnamigen Ausstellung werden ab Ende November viele der im Katalog vorgestellten Werke zu sehen sein. Wir trafen die Künstlerin im von ihrem Freund Philipp Wiedemann gestalteten Café Hubert in Berlin-Wedding, in dem sein außergewöhnliches Interior Design und Sarahs Kunst derzeit zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk verschmelzen.
Viele kennen Dich als Schauspielerin. Erzähl uns, wie kam es zu deinem künstlerischen Schaffen?
Meine Mutter ist Künstlerin. Für ihre fotorealistischen Gemälde dienen meist Fotografien als Grundlage. Bei uns wurde dementsprechend viel fotografiert und das Medium Fotografie war früh präsent in meinem Leben. Vor etwa zwei Jahren sprach ich mit meiner Mutter über Polaroid-Fotografie und legte mir kurze Zeit später die erste Kamera zu, eine vergoldete Spiegelreflexpolaroid SX70. Davon gibt es nur 200 Stück weltweit. Meine neueste Errungenschaft ist übrigens eine Dentalpolaroid Kamera, mit der früher Zähne fotografiert wurden und die häufig für kriminalpolizeiliche Ermittlungen gebraucht wurde.
Was macht Polaroid-Fotografie aus?
Was mich immer wieder fasziniert, ist der X-Faktor: Du weißt nie, was du bekommst. Du kannst nur wenig Erfahrungswerte sammeln. Die Außentemperatur, die Lichtverhältnisse und die Zusammensetzung der Chemikalien bestimmen das Ergebnis. Manchmal verliert man, ein andermal wird man belohnt. Das Unternehmen Polaroid ist im Jahr 2008 insolvent gegangen und das niederländische Unternehmen IMPOSSIBLE Projects hat die Maschinen, mit denen die Filme hergestellt wurden, aufgekauft. Dort hat man in den letzten Jahren versucht, die originale Rezeptur der Chemikalien wieder herzustellen. Dabei kam es zu Fehlern, die einzigartige Fotos entstehen ließen. Ich reiste beispielsweise mit vier Filmen nach New York und alle Bilder waren extrem grün-stichig. Erst ärgerte ich mich, heute liebe ich diese Reihe ganz besonders. Inzwischen sind die Filme schon wieder auf einem Qualitäts-Niveau, das mir fast zu gut ist.
Was sind Deine Themen?
Eigentlich begleitet mich die Kamera in vielen Situationen. Auf meinen Bildern sieht man Freunde, Schauspielkollegen oder Dinge, die ich sehe, wenn ich spazieren gehe oder auf Reisen bin. Eine besondere Faszination haben auf mich stillgelegte Militäranlagen, Sowjetdenkmäler, Industriebaracken oder Friedhöfe. Alles was einen morbiden Charakter hat, zieht mich an.
Trennst Du Sarah, die Schauspielerin und Sarah, die Künstlerin?
Nein, das bin ja alles ich und deswegen fließt das auch ineinander. Ich liebe meine Arbeit als Schauspielerin, aber ich genieße auch die Tage, an denen ich mich meinen Fotografien widme oder mit meinem Freund in der Werkstatt bin. Das ist ein guter Ausgleich. In der Werkstatt fertigen wir übrigens auch die Rahmen für meine Bilder. Polaroid-Bilder sind Unikate. Diese Einzigartigkeit wird mit individuellen Rahmen, die wir aus alten Fußleisten bauen, unterstützt. Leider gehen uns gerade die alten Fußleisten aus (lacht).
Hier im Café Hubert kommen Deine Kunst und Philipps Interior zusammen. Erklärst Du uns , wie es dazu kam?
Philipp hat in zwei Wochen das gesamte Interior des Cafés gebaut. Alles ist aus Holz, das er vom Müll geholt hat. Es war nicht einfach, meinen Bildern hier einen Raum einzuräumen. Es funktioniert miteinander, aber ich betrachte es eher als ein Gesamtkunstwerk. Bei meiner Ausstellung Ende November werden die Bilder dann in einem ganz anderen Kontext gezeigt und werden mehr Raum haben, allein zu wirken. Darauf bin ich sehr gespannt.
Heute erscheint der Katalog WORLD WIDE POLAROID im Verlag der Galerie Carpentier. Wie kamen Du und der Verlag zusammen?
Der Galerist Manfred Carpentier war hier im Café zu Gast und kontaktierte mich anschließend. Ich habe nun ein halbes Jahr an dem Katalog gearbeitet und freue mich sehr, mich unter die anderen Fotokünstler, deren Kataloge bereits in der Edition Carpentier erschienen sind, einreihen zu dürfen (Anm. d. Red.: Ab heute ist der Katalog World Wide Polaroid über den Verlag Carpentier zu beziehen). Ab 30. November sind viele der im Katalog aufgeführten Werke bei NICHE in der Rykestraße 16 im Prenzlauer Berg zu sehen. Jeder, der Interesse hat, ist herzlich willkommen.