Thomas Karsten und Alexandra Erhard von studio studio karhard® gehören zu den Architekten, die sich ihre Aufträge genau aussuchen. Berliner und Berlin- Besucher tummeln sich in Welten, die unter der Mitwirkung von karhard geschaffen wurden. Ob Panorama Bar, Berghain, Asphalt, im gerade eröffneten Avenue, dem neuen Club im Café Moskau, beim In-Friseur Viktor Leske oder in innovativ gestalteten Arztpraxen, das Architekten-Duo hatte bei der Entstehung vielfältiger Berliner Orte seine Hände im Spiel. Wir trafen die beiden in Ihrem Kreuzberger Büro und sprachen mit Ihnen über ihre zahlreichen Projekte der letzten Jahre und darüber, was wir 2014 von studio karhard® erwarten dürfen.
Ihr habt seit 2003 den Ausbau des Berghain, dem berühmtesten Club Berlins, vorgenommen. Was habt Ihr mit Eurer Arbeit zu dem Erfolgskonzept beigetragen?
A: Wie eigentlich immer, ist das Raumkonzept in enger Zusammenarbeit mit den Auftraggebern entstanden, die auch in diesem Fall entscheidende Erfahrungen und Vorstellungen eingebracht haben. Unser Beitrag war es, auf dieser Grundlage bauliche Maßnahmen umzusetzen. Das Gebäude war zu DDR-Zeiten ein Fernheizwerk. Der industrielle Charakter war damit natürlich vorgegeben, wir haben ihn eigentlich nur erhalten bzw. noch verstärkt.
Ihr habt auch die Interiors zahlreicher weiterer Berliner Clubs gestaltet, gerade erst ist das Avenue im Keller des Café Moskau eröffnet worden. Stört Euch das Image der „Club-Architekten“?
T: Nein, gar nicht, aber wir können auch anderes (lacht). Ein sehr gegensätzliches Beispiel sind zwei Arztpraxen am Ku’damm, KU64 – die Zahnspezialisten und die Dermatologie des Westens. Bei den Zahnärzten haben wir beispielsweise auf raumhohen Leuchtkästen und Mosaiken Motive aus der Sammlung der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin – Brandenburg appliziert. Florale Muster ziehen sich durch die Räume, ein beeindruckender Effekt, der so manch unangenehme Behandlung hoffentlich etwas erträglicher macht.
Was unterscheidet Berlin als Standort von anderen Metropolen?
T: In Berlin gibt es viel Raum, viel Offenheit und viele Ideen, aber leider meist kleine Budgets. Das ist der wohl entscheidendste Unterschied zu anderen Großstädten.
Ihr habt hier im Büro einen Raum, den man als “Materialkammer” bezeichnen könnte. Stoffe, Metalle, Farben und Formen wohin man schaut. Was geschieht hier?
A: Hier entstehen und wachsen Ideen. Es ist mein absoluter Lieblingsort im Büro. Mit Auftraggebern stehen wir hier, um zu erkennen und zu erfassen, was sie anspricht und, was sie sich wünschen. Neben des Looks geht es oft auch um spezielle Anforderungen an Materialien. In Clubs beispielsweise gibt es die Notwendigkeit, dass Materialien extrem widerstandsfähig und schnell zu reinigen sind. Vergangenes Jahr haben wir zusammen mit dem Metallbaubetrieb ST37 einen patinierten Edelstahl entwickelt. Die chemisch herbeigeführten Verätzungen lassen interessante Strukturen entstehen, die einen besonderen Look ausmachen, aber das Material bleibt robust und behält seine Vorzüge.
Euer Name ist seit einiger Zeit studio karhard® architektur + design. Was hat es damit auf sich?
A: Neben unserem Architekten-Dasein ist das Design unser zweites Standbein. Über unseren Verlag, vertreiben wir unser Print-Design, wie beispielsweise unser Mängelset, u.a. mit Mängelliste für Wohnungsabnahmen und einem Mängelquartett, das kuriose Baumängel aufzeigt.
Was dürfen wir 2014 von Euch erwarten?
T: Nach 10 Jahren karhard architektur + design haben wir uns entschlossen, uns etwas neu auszurichten. Durch die Namensänderung in studio karhard® wollen wir der Marke karhard mehr Spielraum einräumen. Wir sehen uns nicht als Architekturdienstleister sondern als vielseitiges Entwurfsstudio, wobei das Wort ’studio‘ neben ‚Arbeit und Mühe‘ auch ‚Eifer und Begeisterung‘ bedeutet.