STUDIO LUX

6. Februar 2014 by in INTERVIEWS
Bon Bon Berlin Lichtdesign

Joern Siebke hat mit Studio Lux Berlin sein eigenes Studio für Lichtdesign, im vergangenen Jahr ließ er die Bonbon Bar erleuchten und wirkt derzeit bei der Wiederauferstehung des legendärem Klub der Republik mit. Zudem betreut er die europaweiten Projekte des New Yorker Architekturbüros Tony Chi & Associates, für das er jahrelang in den USA arbeitete. Wir trafen ihn im Grand Hyatt Berlin und erfuhren so einiges über die Rolle des Lichts in der Architektur, Interior Design in Berlin und warum die große Sparsamkeit der Deutschen nicht nur eine Stärke ist.

 

 

Auf welchem Weg kommt man zum Lichtdesign?

Ich habe Landschaftsarchitektur studiert, aber das hat mich nicht vollstädig ausgefüllt. Es hat mich frustriert, zehn oder mehr Jahre warten zu müssen, bis ein Projekt seine Blüte erreicht hat. Es ist zu langwierig. Zum Licht bin ich über die Arbeit als Beleuchter beim Film gekommen. Als die Art der Arbeit seine anfängliche Faszination eingebüst hatte, stand die Frage im Raum, wie sich der formale gestalterische Hintergrund mit der Faszination am Medium Licht verbinden lässt. Ich bin dann nach New York gegangen und habe einen Masters in ‚Architectural Lighting Design‘ gemacht und über die Arbeit mit Tony Chi and Associates meine berufliche Erfüllung gefunden.

 

 

Wie beeinflusst Licht die Wirkung von Räumen?

Licht und Raum haben eine symbiotische Verdinding. Raum ist ohne Licht nicht visuell erfahrbar, Licht ist ohne Raum bzw. Materie nicht erfahrbar. Aus dieser Wechselbeziehung ergibt sich die Bedeutung des Lichtes, die Qualität der visuellen Erfahrung eines Raumes zu bestimmen. Dies geschieht in erster Linie durch Kontraste. Die Verteilung der Helligkeit bestimmt die Orientierung im Raum und lenkt den Blick und fokussiert Aufmerksamkeit. Richtung, Stärke und Farbe des Lichtes bestimmen den Ausdruck der Materialien und tragen dadurch maßgeblich zum Empfinden des Raumes bei.

 

 

Wie erfasst Du vorab, welche Lichtsituation von Auftraggebern und Architekten gewünscht ist?

Zunächst ist es essentiell die Funktion des Raumes klar zu bestimmen. Oft ist es ein großer Teil meiner Arbeit, Bauherren oder Gestalter auf den jeweiligen Raum zu fokussieren und gemeinsam mit ihnen zu definieren und etablieren, was darin wichtig ist und wie er genau ‚funktioniert. Dies ist essentiell um später eine formale Lösung zu erabeiten, die den Raum verdeutlicht und ihm nicht entgegenwirkt. Ist dies geschehen, geht es darum eine Sprache mit dem Gestalter des Raumes zu finden, einen gemeinsamen Erfahrungsraum zu etablieren, an Hand dessen Qualitäten des Lichts definiert und diskutiert werden können. Oft geschieht dies durch Referenzen: Bilder, gemeinsam erlebte Räume oder ähnliches. Wenn die Qualität definiert ist, geht es um den formalen Ausdruck. die Art und Anordnung der Leuchten im Raum. Das Objekt ‚die Leuchte‘ steht ganz am Schluss.

 

 

 

Welche Rolle spielen Sonderanfertigungen von Leuchten?

Die Objekte im Raum sind nicht nur stylistischer Ausdruck sondern bestimmen über Ihre Größe und Materialität, das Erleben und die Nutzung des Raumes. Die Objekte im Raum dienen dazu, den Raum zu verdeutlichen und nutzbarer zu machen. Dies kann nur geschehen, wenn Sie auf ihn abgestimmt sind. Ich entwerfe seit über zehn Jahren Leuchten, die diesen Zweck erfüllen. Ich habe über die Zeit sehr enge Beziehungen zu Herstellern entwickelt, die die Entwürfe umstetzen. Die Firma Flos ist einer dieser Hersteller und hat beispielsweise die Leuchten hier im Hyatt für mich gebaut.

 

 

 

Gibt es Architekten oder Interior Designer, mit denen Du immer wieder zusammen arbeitest?

Es ist für meine Arbeit sehr wichtig, großes Vertrauen mit Gestaltern aufzubauen, mit denen ich zusammenarbeite. Nur so können wir Lösungen entwickeln, die den Raum optimal unterstützen und sich dadurch oft im Bereich des noch nicht Dagewesenen bewegen. Es ist von großer Bedeutung mit in den Prozess der Enstehung des Raumes einbezogen zu sein und an ihm mitzuwirken und dazu ist Vertrauen essentiell. Ich strebe in meiner Arbeit langfristige Kollaborationen an, in denen die Reibungsverluste weniger werden und durch gemeinsame Erfahrungen Referenzen da sind, auf die man sich beziehen kann, um Neues zu denken. Meine über zehnjährige Erfahrung im Büro Tony Chi & Associates sind ein Paradebeispiel für diesen Prozess und die Ergebnisse, die so entstehen.

 

 

Wie unterscheidet sich diese Arbeitsweise von der deutschen?

Die Herangehensweise in den USA ist kollaborativer und setzt von Beginn an auf das Zusammenbringen von Partnern, die sich zunächst gleichwertig gegenüberstehen.
Dies spiegelt such schon in der Gestaltung der Honorare wieder, die nicht als prozentualer Wert der Bausumme ermittelt werden, sondern als Festsumme, die dem Wert der erbrachten Leistungen für das Projekt und den Bauherren entspricht. Es wäre meiner Ansicht nach wünschenswert, das dies auch in Deutschland mehr Beachtung findet, da es zu einer geringeren Abhängigkeit von ‚Generalplanern‘ führt. Man erzielt selbstbewusstere Beiträge aller am Projekt Beteiligten und ein vielschichtigeres Gesamtergebnis.

 

 

 

Welche Entwicklungen siehst Du in Berlin für den Bereich Interior Design?

In Berlin geht aus meiner Sicht vieles in eine Richtung: möglichst viel aus möglichst wenig. Es fehlt der Mut Luxuriöses und Besonderes zu schhaffen und vor allem vielfach die Fähigkeit Geld auszugeben, wenn es darauf ankommt. Dies zeigt sich schon im Planungsprozess, wo alle Dinge gleichwertig nebeneinander stehen.
Der Stadt fehlt ein Gegengewicht zum Object Trouvé und Understated Luxury Look, ein Wiedererwachen von Extravaganz und glamurösem Luxus.
Dabei geht es nicht um einen bestimmen Stil, sondern um ‚Layering‘, Vielschichtigkeit und Komplexität der Räume, darum mehr als eine dekorierte Wand mit ein paar ‚Signature Pieces‘ davor als Raum anzubieten.

 

 

 

Du hast im vergangenen Jahr auch die Bonbon-Bar in der Torstraße mitgestaltet. Der Look hebt sich vom Berlin-Mitte Ambiente ab. Ist das die Richtung, in die Berlin sich trauen sollte?

Die BonBon-Bar geht durchaus in die richtige Richtung aufgrund der Tatsache, dass alle Flächen, Boden, Wände und Decken mit in die Gestaltung einbezogen sind und der Raum dadurch eine andere Dichte erhält. Das ‚Layering‘ im Raum hat gute Ansätze und erzeugt eine angenehme visuelle Komplexität.